Kennen Sie Adolf Ritter von Guttenberg? | FWU | Forum Wissenschaft & Umwelt

Adolf von Guttenberg (geboren 1839 in Tamsweg, verstorben 1917 in Wien) war einer der ersten Professoren der Hochschule für Bodenkultur, ein renommierter, weithin anerkannter Wissenschafter und zugleich ein begehrter und überaus beliebter Hochschullehrer, der den Studierenden Theorie und Praxis der Forstwissenschaften einprägsam vermittelte.

Es mag überraschen, dass ein „forstlicher Betriebswirt über die Schönheit der Natur und die Notwendigkeit, ja Verpflichtung zum Naturschutz publizierte, und das bereits im 19. Jahrhundert! Mehr als das: Guttenberg gilt als Pionier des Nationalparks Hohe Tauern und arbeitete Jahrzehnte lang für den Schutz der Natur.

Über die zahlreichen Aktivitäten und Leistungen des außergewöhnlichen Mannes gibt die Broschüre Adolf Ritter von Guttenberg – Pionier für Forstwirtschaft und Naturschutz Auskunft.

Zu bestellen bei office@uma.or.at; (Preis € 10,00 zzgl. Versandkosten).

Die „Entdeckung“ meines Urgroßvaters Adolf Ritter von Guttenberg

Prof. Dr. Reinhold Christian

Dem Naturschutz fehlt es an Geschichtsbewusstsein: Wer kennt heute einen Ernst Rudorff, einen Günther Schlesinger, wer weiß Bescheid über Henry David Thoreau oder Adolf Ritter von Guttenberg? Lange Zeit war ich der Meinung, in einer langen Ahnenreihe von Forstleuten der erste Naturschützer zu sein. Die „Entdeckung“ meines Urgroßvaters Adolf Ritter von Guttenberg belehrte mich eines Besseren: Meine einschlägigen Arbeiten wie insbesondere die Vorbereitung der Nationalparks Donauauen und Thayatal – die neben umfassendem Projektmanagement, fachlicher Qualifikation und Offenheit für Bürgerbeteiligung auch viel persönliches Engagement verlangte – sehe ich heute als Weiterentwicklung von Ideen, Erkenntnissen und Aktivitäten meines Urgroßvaters.

Nicht einmal in der Familie wurden diese besonderen Qualifikationen und Leistungen meines Urgroßvaters weitererzählt. Freilich hörte ich als kleiner Bub dann und wann Erzählungen über familiäre Ereignisse oder über Wanderungen auf das Guttenberghaus im Dachsteingebiet. Die Namensgebung einer alpinen Schutzhütte hat mich damals aber herzlich wenig interessiert. Erst als Student erfuhr ich, dass man dem Urgroßvater ein Denkmal im Türkenschanzpark errichtet hatte. Wiederum viel später wiesen mich Studenten der Universität für Bodenkultur – deren ich Nachhilfe in Mathematik gab – darauf hin, dass es auch hier ein Guttenberghaus gibt.

Bei meinen Recherchen durchstöberte ich natürlich auch Materialien aus der
Ahnenforschung, welche mein Vater wesentlich vorangetrieben hat, und fand dort Informationen über den exzellenten forstlichen Betriebswirt und den beliebten Hochschullehrer.

Meine Aufmerksamkeit als Naturschützer erhielt freilich einen kräftigen Schub, als der damalige Naturschutzlandesrat und spätere Landeshauptmann Katschthaler Adolf Ritter von Guttenberg als einen Pionier des Nationalparks Hohe Tauern zitierte. Etwas später wies mich der damalige Rektor der Universität für Bodenkultur, Manfried Welan, auf die Publikation Guttenbergs „Die Pflege des Schönen in der Land- und Forstwirthschaft“ (Wien 1889) hin. Man ist gedankenlos geneigt, Formulierungen wie man sie dort und in vielen weiteren Texten Guttenbergs findet, der heutigen Zeit und aktuellen Programmen für Umwelt- und Naturschutz zuzuordnen – und doch sind sie bereits im 19.Jahrhundert entstanden! Pionieren wie Guttenberg sei Dank!

Informationen über den Autor der Broschüre – Herrn Prof. Dr. Reinhold Christian – als pdf-Datei zum Download finden Sie hier.

Einbegleitung vom Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, Herrn Univ.-Prof. DI Dr.h.c. mult. Martin H. Gerzabek

Wenn man heute vom Gregor-Mendel-Haus, dem Hauptgebäude der Universität für Bodenkultur Wien an ihrem Standort Türkenschanze, durch den universitätseigenen botanischen Garten nach Westen geht, trifft man auf den 1911/1912 erbauten „Ergänzungs- und Musealbau“, der nach Adolf Ritter von Guttenberg benannt ist. Die Ehre einer Hausbenennung wurden an der BOKU nur wenigen herausragenden Wissenschaftern zuteil, so auch Franz Schwackhöfer, Wilhelm Exner, Justus von Liebig, Gregor Mendel, Emil Perels, Armin Szilvinyi, Oskar Simony, Gustav Hempel und Simon Zeisel. Warum also Adolf von Guttenberg?

Adolf von Guttenberg war ein begnadeter Forstwissenschafter und –lehrer und muss wohl eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein, was ja aus der vorliegenden exzellent verfassten Schrift ganz eindeutig hervorgeht. Adolf von Gutenberg war – so wie etliche andere Kollegen von der Forstakademie Mariabrunn an die (fast) neu gegründete BOKU gewechselt. Dort folgte er dem Begründer der Forstwissenschaften an unserer Universität, dem ebenfalls hoch geschätzten Arthur Freiherr Seckendorff von Gudent nach. Er wurde zum ordentlichen Professor für Holzmesskunde und Waldwertrechnung, forstliche Statik und Forstverwaltungslehre berufen. Er bearbeitete das gesamte Feld der forstlichen Betriebslehre, jedoch waren die Forschungen zur Zuwachslehre sein Spezialgebiet. Dreimal wurde er zum Rektor der Hochschule für Bodenkultur gewählt. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit leitete er seit 1885 die Redaktion der „Österreichischen Vierteljahresschrift für Forstwesen“. Es freut mich ganz besonders, dass diesem herausragenden Wissenschafter aus den Anfangsjahren der BOKU diese ausführliche Schrift gewidmet ist!

Auszug aus der Broschüre

Der Pionier des Naturschutzes