Pressekonferenz am 28.8.2014 mit WWF, B. Lötsch, F. Meissner-Blau, P. Weish | FWU | Forum Wissenschaft & Umwelt

Das Forum Wissenschaft & Umwelt erlaubt sich ein Statement von Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch zu veröffentlichen.

 

Vor kurzem erhielt ich von aufgebrachten Exil-Österreichern den Werbeprospekt der Stadtwerke Lübeck,in dem dieser norddeutsche Energieversorger seinen Stromkunden für einen Aufpreis von nur 1€ pro Monat „garantiert 100% Strom aus österreichischer Wasserkraft“ anbietet, unabhängig davon wieviel sie verbrauchen und über das ganze Jahr.Es geht also bei unserem Wasserkraft-Ausbau weniger um österreichische Klima- oder Versorgungspolitik,sondern schlichtweg um’s Geschäft. Mittlerweile ist in Tirol bald kein Bach mehr vor den Ingenieuren sicher – Elektrovampire am Lebenssaft der Alpenlandschaft – zur Sanierung maroder Gemeindekassen und Machtgewinn der landeseigenen TiWAG und ihrer politischen Seilschaften.

Es gibt Zeiten, in denen Mitläufertum zur Schuld wird. Das Tiroler Koalitionsabkommen macht Grüne, denen unsere Hoffnung und Sympathie gilt, zu Mitläufern einer Politik, die bereit ist,unwiederbringliche Werte für die Zukunft zu verspielen. (Daß es auch anders geht,zeigt Salzburg,wo die grüne Sptitzenkanditatin Astrid Rössler vor den Landtagswahlen half,die Flußlandschaft der Oberen Mur im Lungau zu retten – ein Naturschutzkonflikt, jenem an der Oberen Isel nicht unähnlich, in beiden Fällen landschaftsprägende Flußjuwele, nach EU Standards und WWF Öko-Masterplan mit der höchsten Schutzwürdigkeit. Ebenso zeigte der grüne Energie-Landesrat Rudi Anschober, daß man durch Nachbesserung bestehender Wasserkraftwerke die Stromausbeuten um 20 bis 35% erhöhen kann!)

Eine millionenschwere E-Werkspropaganda mißbraucht Klimawandel u. Atom-Ausstieg für die Wasserkraft-Werbung,obwohl selbst ein brutales Durchziehen umstrittener Projekte in derzeit noch natürlichen Gewässern:

  1.  keinen Beitrag zur Entlastung unserer CO2-Schuld leisten könnte (da das HINZUBAUEN landschaftsfressender WasserKW keine Klimagase reduziert.Will man CO2-Emmissionen vermeiden,muß man dort ansetzen,wo CO2 anfällt,bei Raumwärme, Verkehr, Industrie und Gewerbe – stattdessen zahlen wir lieber 600 Mio.€ für dubiose „CO2-Zertifikate“ins Ausland,die bei uns keinen Arbeitsplatz sichern)
  2. nur einen (längst unsinnigen) VerbrauchsZUWACHS im Sommer bedienen könnte, für den Winter dafür aber zusätzliche CO2-Schuld durch vermehrte“Fossil-Strom“ Aufbringung nach sich zöge
  3. selbst Ausbau hunderter Projekte (womöglich z.T. unter Polizeischutz gegen die Bürger?) höchstens einem StromverbrauchsZUWACHS von 5 Jahren entspräche und nicht mehr als 2% der Österr.Gesamtenergie (Strom ist ja nur ein Fünftel der Ges.En., wenn auch das wertvollste)
  4. und rücksichtsloser Wasserkraftausbau nur die dringenste, WIKLICHE ENERGIE- WENDE, nämlich die zur Einspartechnik d.dh. intelligenten Effizienzsteigerung in allen Bereichen verzögern würde.

Es ist für ökologisch und energiepolitisch Geschulte unerträglich, im sog. „Maßnahmenpaket 2014“ der Tiroler Landesregierung in gebetsmühlenartiger Wiederholung zwar  Lippenbekenntnisse zum Schutz von Flußlandschaften zu lesen, aber ebenso oft mit dem Zusatz geforderter „Ausnahmen für Projekte der Energiewende (Wasser, Wind, Photvoltaic)“. DAS ist doch keine EnergieWENDE, sondern die Weiteropferung von z.T.hochrangigen Landschaftswerten für längst unsinnige Stromverschwendung.

Die WENDE beginnt erst mit verbrauchseitigen Strategien aus den enorm angeschwollenen  Energieströmen unserer Zivilisation durch technische und Managementintelligenz  ein Mehrfaches an Energiedienstleistungen herauszuholen – zugleich die wichtigste Wirtschaftsbelebung und Beschäftigungschance mit ECHTEM Bedarf an Ingenieursgeist und Gewerblichen Leistungen in über 28 Branchen, vergleichbar höchstens dem Wirtschaftswunder des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg.“EFFIZIENZSTEIGERUNG“ lautet die wahre Wende. Dieses Wort jedoch vermissen wir peinlich in den SchwarzGrünen Papieren.   Oh – doch – pardon, einmal kommt es darin vor: Doch leider nur als Forderung an die Behördenabläufe zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für neue Wasserkraftwerke, …

Wasserkraft gilt als „erneuerbar“- zerstörte Naturlandschaften aber sind es nicht.